Schweiz: Das Aus von DVB-T, dem terrestrischen Fernsehen und die regionale Rückkehr

ABSTRACT (ENGLISH)

Switzerland is one of the most pioneering countries in the abandonment of Hertzian waves: in 2004, it switched off the Sottens shortwave transmitter (with 500 kW) and transferred the programs to the web. In 2010 it was the turn of the medium waves (the last to be switched off, the Sottens system) and in 2019 it was the turn of digital terrestrial television (which is still received via cable). Too bad, however, that the switch-off was done ignoring the agreements made with some private operators who were authorised to retransmit the DVB-T signal. So much so that some transmitters have now been switched on again. Christian Brülhart’s article analyses the situation. But digitalisation is continuing at a fast pace: the Swiss government has brought forward the abandonment of FM to the summer of 2022: analogue channels will be replaced by DAB digital channels.

ARTICLE (Auf Deutsch)

Das terrestrische Fernsehen wurde von der SRG in der Schweiz abgedreht, Private bringen es jetzt zurück

Ab dem Herbst 2014 wurden in der Schweiz überraschend die Sendeleistungen der DVB-T Sender massiv um den Faktor 10-15 reduziert, gestaffelt nach Regionen. Manche Auguren sahen das als Vorzeichen einer kompletten DVB-T Abschaltung, die fünf Jahre später folgen sollte. Im Herbst 2015 erklärte das Bakom, dass es das UHF-Band mittel- bis längerfristig komplett dem Mobilfunk übereignen wolle. Somit war klar, dass das Aus für das terrestrische Fernsehen kommen wird, nur wann, war damals noch unklar.

Fernsehen wird in der Schweiz vor allem über Kabelnetze und über Internet, Dienste wie Swisscom-TV mit hunderten Programmen und zeitunabhängigem Fernsehen dank einem 7 Tage-Zeitfenster, in denen man Programme nach der Erstausstrahlung schauen kann, findet viele Nutzer, die auch ein gutes Festnetz-Internet haben. Das terrestrische Netz strahlte über DVB-T fünf SRG-Programme landesweit aus; im Wallis und in Graubünden gab es indes private Netze, die dutzende Programme – teils verschlüsselt – über DVB-T ausgestrahlt haben, quasi Kabelnetze über die Luft. Valaiscom stellte den Betrieb, als das 800er Band dem Fernsehen weggenommen wurde («Digitale Dividende») und dem Mobilfunk zugeschanzt wurde, den Betrieb ein. Tele Rätia in Graubünden stellte den Betrieb Ende 2018 ein, als das Bakom auch noch das 700er Band für die Mobilfunk einkassierte.

Die SRG bekam Ende August 2018 eine neue Konzession vom Bakom, diese besagt, dass die SRG das terrestrische Fernsehen bis Ende 2019 aufgeben muss. Die SRG hat sich dann entschieden, DVB-T im Sommer 2019 abzuschalten; im Dezember 2018 wurde angekündigt, dass das terrestrische Fernsehen zum 3. Juni 2019 abgeschaltet werde. Die Informationskampagne war gut, aber das Aus von DVB-T hat doch ein paar zehntausend Haushalten den TV-Empfang weggenommen. Am 3.6.19 wurden die Programme über DVB-T eingestellt, danach wurden noch Hinweisbilder über die Sender ausgestrahlt, am 7.7.19 wurden die DVB-T Sender abgeschaltet.

Sendemast auf dem Hohen Kasten
Quelle: Christian Brülhart

Bereits im Juli 2019 hörte ich davon, dass am Hohen Kasten DVB-T reaktiviert werden könnte. Kabel-TV Lampert aus dem Vorarlberg bemühte sich darum, dass terrestrische Fernsehen auf diesem Ostschweizer Gipfel reaktivieren zu können, um das Schweizer Fernsehen weiterhin in ihr Kabelnetz einspeisen zu dürfen. Sie bekamen dann wirklich die Lizenz vom Bakom, DVB-T vom Hohen Kasten auf Kanal 34 ausstrahlen zu können. Geplant war ursprünglich, das noch vor dem Jahreswechsel 19/20 zu ermöglichen. Wetterunbill, die Revision der Bahn und die Corona-Pandemie verzögerten das um ein halbes Jahr, aber am 8.7.20 wurde der Hohe Kasten reaktiviert und strahlt seitdem wieder SRF1 und SRF2 aus. Der Hohe Kasten sendet den Kanal 34 mit einer ziemlich scharfen Richtstrahlung gen Nordwesten.

In der Romandie hat der private Sender Léman bleu ähnliches initiiert, seit dem Juni 2020 senden La Dôle-Barrilette und der Salève ebenfalls auf Kanal 34 die Programme der RTS wieder terrestrisch aus, dies in DVB-T2.

Wir sind froh, dass das terrestrische Fernsehen so zumindest regional zurückkehrte, denn das ist die einzige Möglichkeit, ohne Satellitenausrüstung und ohne Provider Fernsehen empfangen zu können.

Christian Brülhart

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